Wann ist ein Studienabbruch sinnvoll?

Wenn die Produktivität ins Bodenlose sinkt und der Frust ins Unerträgliche steigt, sollte man sich fragen: Studium abbrechen oder kämpfen?

Diese Frage beantworteten 33 Prozent der Bachelorstudis und elf Prozent der Masterstudis in einer Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung in 2014 mit „Ja, Abbruch, bitte!“. Aber woran liegt das genau? Und gibt es nach dem Studienabbruch noch einen anderen Weg zum persönlichen Ziel?

In Zeiten, in denen es in Deutschland so viele Studierende gibt, wie noch nie, ist natürlich auch die Studienabbrecherquote so hoch, wie nie. Doch was bedeutet das und was kann man als betroffener Studierender tun, um diesen Schritt – wenn er wirklich nötig sein sollte – zu wagen und danach nicht den Kopf in den Sand zu stecken?

Die Gründe für einen Studienabbruch

  • 4% Krankheit
  • 7% Familiäre Probleme
  • 10% Berufliche Neuorientierung
  • 11% Prüfungsversagen
  • 12% Studienbedingungen
  • 18% Mangelnde Motivation
  • 19% Finanzielle Probleme
  • 20% Leistungsprobleme

Für viele Studierende dürfte es ein buntes Potpourri an Ursachen und Gründen sein, die sie bei der Entscheidung, das Studium abzubrechen, berücksichtigen mussten. Komplett aus dem Hochschulbetrieb auszusteigen, ist erst einmal ein großer Einschnitt und löst in den meisten Fällen einen wahren Marathon der Rechtfertigungen aus: Enttäuschtes Ich, besorgte Eltern, misstrauische Personaler beim Bewerbungsgespräch, die Liste ist lang. Das Wichtigste aber ist – neben ausreichend langer und intensiver Überlegzeit und fachmännischer Beratung – den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Neuorientierung ist schön und gut aber die Schockstarre sollte zügig überwunden und der Weg in den Berufsalltag erfolgreich und zeitnah gefunden werden.

Fakt ist, dass besonders in jungen Jahren und besonders in der persönlichen Ausbildung Zweifeln, Hadern und Durchbeißen einfach dazugehört. Oftmals ist es lediglich eine Phase, die sie ohne große Mühe überwinden können und im Rückblick als eine wertvolle Zeit der Selbstfindung erinnern. Deswegen sollten Sie sich auch in der allergrößten Verzweiflung ein paar Fragen stellen, bevor Sie drastische Entscheidungen treffen, die Sie möglicherweise später bereuen werden:

  • Interessieren Sie sich auch außerhalb der Vorlesung für Ihr Studienthema?
  • Wie hoch ist der Workload für die nächste Zeit? Beängstigt Sie das unverhältnismäßig?
  • Gäbe es Möglichkeiten jeglicher Art, die Ihnen Ihr Studium wieder „schmackhafter“ machen würden?
  • Ist – nach reiflicher Recherche und Überlegung – das Studium noch sinnvoll und erstrebenswert für das angestrebte Berufsfeld?
  • Gibt es Stärken und Schwächen, die Sie im bisherigen Studienverlauf an sich entdeckt haben?
  • Gibt es Eigenpotential, was bisher noch überhaupt nicht zur Geltung kam bzw. abgefragt wurde?
  • Empfinden Sie eher Langeweile und Unterforderung beim Gedanke an Ihr Studium oder nehmen Sie primär Druck und Belastung wahr?
  • Sind die bisherigen Probleme rein fachlicher Art oder kämpfen Sie überwiegend gegen bürokratische Windmühlen, die die Lust am Studium nehmen?
  • Siehen Sie praktischen Nutzen im universitär Gelernten?
  • Könnte Sie ein theorieferneres Praktikum oder eine Projektarbeit wieder für Ihr Studienfach begeistern?
  • HabenSie klare Ziele und realistische Pläne für die Zeit nach einem möglichen Studienabbruch?

Wenn Sie bei all diesen Fragen und Gedankenanstößen und nach sorgfältiger Absprache mit Deinen Vertrauten und einer kompetenten Beratungsstelle noch immer das Gefühl haben, es gäbe keinen anderen Ausweg und ein Studienabbruch sei für tatsächlich nun das Beste, dann legen Sie sich einen guten Plan zurecht! Wie erklären Sie Ihrem potentiellen Arbeitgebern und in letzter Instanz auch Ihrem Zukunfts-Ich selbstbestimmend und souverän, was Sie zu dieser Entscheidung bewogen hat und wie es letztlich Ihr Leben wieder verbessert hat. Sie haben in keinem Fall versagt, nur müssen Sie auf lange Sicht zu Ihrer Entscheidung stehen und eventuell ein zwei Fragen zur Vita mehr beantworten, als Andere.

Wie erkläre ich einen Studienabbruch?

Besonders im Personalgespräch sollten Sie Ihrem gegenüber nicht auf die Nase binden, dass Sie an der Uni das Gefühl hatten, nicht mithalten zu können oder dass es Ihnen grundsätzlich schwer fiel, sich zum Lernen und Arbeiten zu motivieren, wenn Sie nach Gründen für Ihren Studienabbruch oder einen Fachrichtungswechsel gefragt werden. Im besten Fall hatten Sie einen nachvollziehbaren Grund und konnten Ihre Vita plausibel verkaufen.

  • Veränderte Interessen und Neigungen: Während des Studiums können sich Interessen in andere Fachrichtungen entwickeln oder ein Berufsfeld entdeckt werden, für das kein oder ein anderer akademischer Abschluss von Nöten ist. Auch die den Universitäten oft vorgeworfene Praxisferne und Verschulung kann ein ausschlaggebender Punkt sein, weswegen Sie Ihren Ausbildungsweg verändern wollen.
  • Falsche Vorstellungen: Sowohl Anforderungen als auch Inhalte des einst erwählten Studienfachs können auf den zweiten Blick bzw. im zweiten oder dritten Semester auf einmal meilenweit von Ihren eigenen Vorstellungen abweichen und eine Weiterführung des Ganzen für Sie selbst unsinnig machen.
  • Private Gründe: Das kann von Krankheiten bis hin zu Pflegefällen in der Familie alles sein. Diese Entscheidung solltest Sie dennoch keineswegs leichtfertig gemacht und gut begründen können.

Ein Studienabbruch ist keine Seltenheit. Die unsere Beratungsstelle hilft Ihnen aber sowohl vor, als auch nach der Entscheidung – welche auch immer das sein mag. Denn wenn sich irgendwo eine Türe schließt, öffnet sich eine andere. Also stehen Sie zu Ihrer Entscheidung und nehmen Sie Herausforderungen als Chancen an, zu wachsen.

Für weitere Infos zum Thema Studienabbruch besucht die neue Seite „Studienabbruch und dann?“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung!