So kann Bildung gerechter werden!

Die Bildungslaufbahn junger Menschen ist in Deutschland immer noch eng mit dem Elternhaus verknüpft.

Ein Blick in die Statistik zeigt: Von 100 Kindern aus nicht-akademischen Familien nehmen nur 23 ein Studium auf, obwohl doppelt so viele das Abitur erreichen. Von 100 Akademikerkindern studieren dagegen 77. Doch was genau sind die Gründe dafür und wie kann jedem die Zukunft ermöglicht werden, die er sich wünscht?

Neben der Finanzierung eines Studiums geht es vor allem um unterschiedliche Perspektiven, das Meistern bürokratischer Hürden und die individuelle Unterstützung von Schülern und Schülerinnen, die unabhängig von Herkunft und Finanzstatus ihren eigenen und vor allem selbstbestimmten Weg in die Berufswelt finden wollen.

Zu diesem Zwecke gibt es Initiativen, die – unabhängig davon, ob ein akademischer Bildungsweg oder eine Ausbildung angestrebt werden – jungen Menschen mit Rat und Tat zur Seite stehen und längerfristig auf ihrem Weg begleiten. Arbeiterkind.de und ROCK YOUR LIFE (RYL) sind bundesweit arbeitende Initiativen, die sich für die Betreuung und Unabhängigkeit von sozial benachteiligten Schülern und Schülerinnen aus nicht-akademischen Elternhäusern einsetzen und zu diesem Zweck eng mit Schulen, Universitäten und Ausbildungsstellen zusammenarbeiten.

„Obwohl ich erst als Kleinkind mit meinen Eltern aus Bosnien und Herzegowina nach Deutschland gekommen bin und meine Eltern nicht gut Deutsch sprechen, haben sie mich doch immer in allem unterstützt und mir nie vorgeschrieben, was ich mit meiner Zukunft anzufangen habe.“, sagt BWL-Studentin Natali. Doch diese Freiheiten hat nicht jeder. In vielen Familien wird der Bildungsweg schon früh vorgeschrieben: Das gilt für die Juristen-Eltern, die ihre Tochter auf lange Sicht in ihrer Kanzlei sehen wollen, obwohl diese sich viel mehr für das Handwerk interessiert, genauso wie für die Hausfrau und Mutter, die ihren Sohn so schnell wie möglich in Lohn und Brot sehen will, obwohl dieser eine Uni-Karriere in den Naturwissenschaften anstrebt.

„Es ist wichtig, dass junge Leute schon früh alle möglichen Bildungswege aufgezeigt bekommen, damit sie diese frei wählen können.“, berichtet Silke Tölle-Pusch von Arbeiterkind.de. „Aus diesem Grunde begleiten und unterstützen wir diese Schüler und Schülerinnen und lassen sie am Erfahrungsschatz unserer ehrenamtlichen Mitarbeiter, die in den meisten Fällen selbst First-Generation-Studis sind oder waren, teilhaben. „Und ob Realschüler/in oder Gymnasiast/in – heutzutage scheinen die Jugendlichen, die aus den Schulen auf den Arbeitsmarkt und in die Universitäten drängen, immer jünger zu werden. Wer hat denn schon mit 16 oder 18 Jahren einen ausgereiften Zukunftsplan, geschweige denn die richtigen Ansprechpartner?

„Schon bevor die Schule abgeschlossen wird, sollte den jungen Leuten die Möglichkeit gegeben werden, sich beruflich zu orientieren, Stärken herauszufinden und Potentiale zu fördern. Denn der Übergang von der Schule in die Welt der „Erwachsenen“ verläuft nicht immer so reibungslos, wie man sich das vorstellt.“, weiß Marie-Christine Schädlich, Vorsitzende der ROCK YOUR LIFE-Initiative Essen-Duisburg. „Indem wir als Studierende mit den unterschiedlichsten Bildungs- und Migrationsbackgrounds mit den Schüler/innen mittels Eins-zu-Eins-Mentoring-Tandems auf ehrenamtlicher Basis bilden, haben wir die Möglichkeit, ihnen langfristig und auf freundschaftlicher Ebene als Mentoren und Mentorinnen zur Seite zu stehen und in wirklich allen Lebenslagen beratend und unterstützend wirken zu können.“

Meine Mentorin ist mittlerweile wie eine Freundin für mich, denn wir unternehmen auch außerhalb der Gruppentreffen, Trainings und RYL-Feste viel miteinander. Wir gehen bowlen, zusammen essen, reden über meine Sorgen und über die Ausbildung, die ich mal machen will.“, berichtet Schülerin und Mentee Clara. „Sogar meine Eltern kennen sie und finden es richtig gut, dass ich jemanden habe, der mir mit meiner Zukunft hilft.“ Denn im Alltag bleibt am Abendessenstisch zwischen den zankenden Geschwistern oder auf dem gehetzten Schulweg im Auto des Vaters nicht ausreichend Zeit und Ruhe, die eigenen Sorgen, Wünsche und Pläne hinreichend mitzuteilen. Um Schüler/innen diese Informations- und Erfahrungsinstanz aber trotzdem zur Verfügung stellen zu können, bieten Organisationen wie Arbeiterkind.de und ROCK YOUR LIFE Trainings, offene Sprechstunden, Info-Veranstaltungen und Bildungsmessen an, beraten in den Schulen oder veranstalten offene Treffen – natürlich auch für und mit den Eltern.

Hauptsache ist also, dass Schüler und Schülerinnen schon früh mit Berücksichtigung auf ihre persönlichen Wünsche und Ziele gefördert werden können. Da ist es nicht wichtig, welchen Bildungsweg man einschlägt – es zählt nur, dass man es aus freien Stücken und vor allem gern tut.

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