"Ich bekomme das zurück, was ich gebe"

Kay Koslowski-Müller über seinen Traumberuf Erzieher.

Zur Person: Kay Koslowski-Müller arbeitet seit 2014 als Erzieher in der Kita Campino, Campus Duisburg. Der 42-Jährige fand über einen Quereinstieg zu seinem Traumberuf. Er ist einer von rund 48.000 männlichen Erziehern deutschlandweit. Obwohl sich die Zahl männlicher Erzieher seit 2010 mehr als verdreifacht hat, liegt der Männeranteil in deutschen Kindertageseinrichtungen noch bei knapp sieben Prozent.

Kinder ein wichtiges Stück ihres Lebens begleiten –  das tut Kay Koslowski-Müller als Erzieher in der Kita Campino des STUDIERENDENWERKS. Eine große Verantwortung, die er mit Freude und Stolz trägt. Bei aller Routine: Kein Kita-Tag gleicht dem anderen und genau das macht die Arbeit mit Kindern so spannend.

Im Interview gibt Kay Koslowski-Müller einen Einblick hinter die Kita-Kulissen und erzählt aus seinem beruflichen Alltag.

Welche Aufgaben haben Sie als Erzieher in der Kita Campino?  
Meine Hauptaufgabe als Erzieher ist die Förderung und Unterstützung der mir anvertrauten Kinder im Alter von vier Monaten bis zwei Jahre. Aus der Beobachtung des Verhaltens und der Befindlichkeit formuliere ich einen individuellen und ganzheitlichen Entwicklungsplan.

Darüber hinaus fallen natürlich alltägliche Dinge an, die jede Mutter und jeder Vater auch übernehmen würde. Dazu zählen zum Beispiel Wickeln, Essen vor- und zubereiten, Tisch decken oder Wäsche waschen.

Wie sieht ein regulärer Arbeitstag bei Ihnen aus?
Mein Arbeitstag beginnt je nach Schicht um 07:30 Uhr oder um 8:30 Uhr. Dann kommen die ersten Kinder und wir starten mit einem Frühstück in den Tag.

Um 09:30 Uhr splitten wir dann in Gruppen nach Altersstufen auf, da die Kinder je nach Entwicklungsphase unterschiedliche Bedürfnisse haben. Bei den „Großen“ findet ein Morgenkreis statt, bei den „Zwergen“ eine kurze Musikeinheit. Danach entscheidet jedes Kind für sich, womit es sich beschäftigen oder was es entdecken möchte.

Zwischen 11:00 und 12:00 Uhr wird Mittag gemacht. Die Gerichte bekommen wir teilweise aus der Mensa geliefert. Und da der Körper nach dem Essen ordentlich Ruhe braucht, heißt es insbesondere für die Kleinen: Mittagsschlaf! Dazwischen gibt es noch eine Freispiel- und Wickelphase.

Gegen 14:00 Uhr steht der nächste Snack mit Obst und Gemüse an und wir gehen bei schönem Wetter gerne in den Innenhof zum Spielen. Im Sommer bauen wir für die größeren Kinder zum Beispiel auch ein Planschbecken auf oder essen gemeinsam Eis.

Was gefällt Ihnen an Ihrem Job?
Ganz klar: Ich mache meinen Job der Kinder wegen. Sie geben einem zurück, was sie von uns bekommen. Das finde ich so toll an diesem Beruf und das war auch der Grund, der mich damals zur Umschulung bewogen hat. Ich bin als Quereinsteiger zur Kita gekommen. Ursprünglich habe ich als Industriemechaniker gearbeitet.     

Jeder Tag in der Kita Campino ist letztlich ein anderer Tag, das ist das Spannende an meiner Arbeit. Die Kinder füllen jeden Tag mit Leben. Sie sind heute anders drauf als sie es gestern waren oder morgen sein werden. In dieser Hinsicht ist jeder Tag neu und eine Überraschung.

Was sind für Sie die größten Herausforderungen im Kita-Alltag?
Die notwendige Flexibilität fordert mich als Erzieher jeden Tag aufs Neue heraus. Als Erzieher ist es meine Aufgabe, auf jedes Kind, das sich in meiner Obhut befindet, gleichermaßen einzugehen.

Den akuten Bedürfnissen aller Kinder nicht nur individuell, sondern auch unmittelbar gerecht zu werden, ist eine große Aufgabe. Insbesondere dann, wenn es sich um Kinder unterschiedlichen Alters handelt.

Das, was die Kinder einfordern, ist sehr verschieden und mein Anspruch ist, sie immer gemäß ihrem Entwicklungsstand zu beteiligen. Seine Aufmerksamkeit auf alle gleich zu verteilen, ist herausfordernd.

Wie reagieren Eltern darauf, dass Sie ein männlicher Erzieher sind?
Um diese Frage zu beantworten, muss ich zunächst auf die personelle Situation in deutschen Kitas zu sprechen kommen. Kinderbetreuung ist faktisch noch immer eine Frauendomäne.

Der Anteil männlicher Erzieher liegt deutschlandweit bei etwa 7 Prozent. Die traditionellen Rollenbilder sind noch stark verankert. Auch hierzulande herrscht häufig noch die Meinung vor, dass Erziehung Frauensache ist.

Im STUDIERENDENWERK ist das natürlich völlig anders und darüber bin ich sehr froh. Trotzdem dürfen wir unsere kulturelle und gesellschaftliche Prägung nicht unterschätzen. Gerade bei der Betreuung von Kleinstkindern sind Männer – auch in Deutschland – noch etwas Außergewöhnliches.

Ein Mann, der einen Säugling wickelt und füttert, ist für viele schlichtweg ein ungewohntes Bild. Hinzu kommt, dass die Elternschaft der Kita Campino sehr international ist. Deswegen ist hier vor allem ein kultursensibler Umgang gefragt. Genau in diesem Bereich bilde ich mich deshalb auch weiter.

Wenn ich merke, dass Eltern von meiner Rolle verunsichert sind, gehe ich damit ganz offen um. Mir ist wichtig, sie an meinem Umgang mit den Kindern teilhaben zu lassen und ihnen dabei die Selbstverständlichkeit zu vermitteln.

Deswegen lade ich sie dazu ein, mit mir ins Gespräch zu kommen und mir bei meiner alltäglichen Arbeit über die Schulter zu schauen. So konnte ich Ängste und Vorbehalte bislang schnell auflösen.

Langfristig wünsche ich mir natürlich ein nachhaltiges Umdenken. Männliche Erzieher sollten in deutschen Kitas in Zukunft selbstverständlich sein.

Das Coronavirus hat Ihre Arbeit verändert. Worauf freuen Sie sich am meisten, wenn die Pandemie überwunden ist?
Ich kann es kaum erwarten, wieder mit allen ganz selbstverständlich in Kontakt zu kommen. Dazu gehört einerseits alle Kinder der verschiedenen Gruppen zu erleben, aber auch wieder vor Ort mit den Eltern ins Gespräch zu kommen. Zurzeit gibt es nur dieses eine bestimmende Thema.

Ich freue mich sehr darauf, wie vor der Pandemie in den Austausch zu gehen und wieder Erlebnisse miteinander zu teilen. Natürlich sehne ich mich auch nach meinem beständigen und planbaren Arbeitsalltag.